Alles über die Bundeswehr

Der Bundestag hat hat sich mit großer Mehrheit für mehr Bundeswehr in Afghanistan ausgesprochen.

Alles, was man über die Bundeswehr lieber nicht wissen will, erfährt man in diesem fantastischen Interview mit dem fantastischen Georg Schramm (weil es wirklich alles ist, ist es auch etwas länger):

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Ich schlamme (wahrscheinlich)

trotz Berlinale, weil es bei meinem letzten, recht spontanen Besuch dort so schön war. Ein Mitslammer hat sich die Mühe gemacht, einen Bericht zu verfassen. (Er hat blob vergessen zu erwähnen, wie heldenhaft ich trotz fehlenden Zweittexts die zweite Runde überstanden habe.)

Am Dienstag, 16. Februar 2010

20:30 Uhr, beim Saalslam, im wunderschönen Saalbau Neukölln, Karl-Marx-Straße 141, U7 Karl-Marx-Straße.

Wenn sich dort mehr Slamer anmelden, als es Startplätze gibt, wird gelost, wer mitmachen darf. Ich kann also nicht 100% garantieren, dass ich dabei sein werde (auf der Bühne), aber ich bin auf jeden Fall dabei.

Seid auch dabei!

Bio

Das dümmste Gemüse an unserer Schule war eine Biologielehrerin. Nicht, dass es nicht auch einige reichlich beschränkte Schüler gegeben hätte, aber Frau Dinckstorrff [Name von der Redaktion vergessen] unterbot sie alle. Ihre Lehrerinstinkte und –reflexe funktionierten jedoch. Zwar machte sich jeder über ihre filmreife Beschränktheit lustig, aber auf der Nase herumtanzen, konnte man ihr nicht. Im Grunde genommen war sie eine perfekt an das Biotop Schule angepasste Lebensform, die im Laufe ihrer persönlichen Evolution den überflüssigen Wurmfortsatz abgelegt hatte, den hier jede Gehirntätigkeit darstellte, die sich über die magische 50-IQ-Grenze hinausbewegte.

Einmal zeigte sie uns einen Film, der die Gefahr durch einen überhöhten Cholesterinspiegel in den schrillsten Farben ausmalte. Der Regisseur hatte es geschafft, in jedem zweiten Bild mehrere Päckchen Margarine eines namhaften Markenherstellers unterzubringen. Normalerweise nahm man im Biokurs bei Frau Dinckstorrff, was auch immer sie einem präsentierte, mit gleichbleibendem Desinteresse auf und stellte weiter keine Fragen. Doch dieser Film riss uns aus unserer Lethargie. Zunächst einmal fesselten das skurrile Thema und die hysterische Machart. Es war ein bisschen so, als würde man sich gerade das nordkoreanische Remake eines alten Spagetti-Westerns ansehen. Außerdem ließ die mit schweren Armeestiefeln laut gröhlend durch das Video stapfende Schleichwerbung noch den Dümmsten sich verwundert den Schlaf aus den Augen reiben . Nach dem Film meldeten sich gleich mehrere Schüler und empörten sich über den soeben erfahrenen Versuch des Margarineherstellers, sie, oder wen auch immer er sich als Zielpublikum gedacht haben mochte, für dumm zu verkaufen. Frau Dinckstorrff verstand nicht, worum es uns überhaupt ging. So viel dazu.

Die Filmesammlung unserer Biolehrer enthielt noch einige weitere echte Highlights, auf die ich hier nicht näher eingehen möchte. Ein Film ist allerdings sehr wichtig. Es war einer der ganz alten, die es nicht auf Video gab und die mit einem ratternden und plärrenden Projektor aus den frühen 60er Jahren vorgeführt werden mussten. Er handelte von der Funktion des menschlichen Herzens. In einer Einstellung sah man einen muskulösen, braun gebrannten Bauarbeiter, der mit nacktem Oberkörper in der flirrenden Hitze eines Hochsommertages ganz allein mit seinem Spaten einen riesigen Graben aushob. Dann gab es einen Schnitt und man sah ein großes blutiges Herz, das offen vor der Kamera liegend heftig pochte. Der Sprecher, dessen Stimme man durch den im Projektor eingebauten Lautsprecher unschwer als die des frühen Adolf Hitler erkennen konnte, erklärte dazu, dass es sich hierbei selbstverständlich nicht um ein menschliches Herz, sondern nur um das eines Rindes handele, das hier zu Demonstrationszwecken gezeigt werde. In der Bank vor mir erhob sich Georg [Name von der Redaktion stark verfremdet], zwei Meter lang, 60 Kilo leicht und bleicher als jedes Gespenst, von seinem Stuhl. Er ging auf die Tür des Biologieraums zu, öffnete sie und kippte in den Gang, wo er ein paar Minuten bewusstlos liegen blieb.

Das war der Moment, in dem ich mir – inspiriert wohl auch vom sympathischen Sprecher des soeben gesehenen Filmklassikers – zum ersten mal eine Frage stellte, die mich noch lange beschäftigen sollte: Wenn es möglich war, jemanden mit einem Bild so empfindlich zu treffen, dass er bewusstlos zu Boden ging, müsste es dann nicht auch möglich sein, Bilder zu erschaffen, mit denen man töten konnte? Ich stellte mir vor, dass ein Mensch umso eher mit einem gut gewählten Bild außer Gefecht zu setzen wäre, je sensibler und empfindlicher er seine Umwelt wahrnahm. Dagegen – so meine ad hoc gebildete Arbeitshypothese – würde man einer kognitiv reduzierten Lebensform wie Frau Dinckstorrff mit einem Bild wohl kaum etwas anhaben können. Gerade deshalb würde ich sie zu meiner Testperson machen. Wenn es mir gelänge, Bilder zu schaffen, die schrecklich genug wären, jemanden wie Frau Dinckstorrff zu töten, dann hätte ich eine echte Massenvernichtungswaffe. Und ich wollte die Bombe.

Das Problem war: Ich war nicht der einzige. Die ganze Unterhaltungsindustrie schien bevölkert von Menschen, die Bilder mit dem Ziel schufen, ihre Betrachter zu verletzen. Doch gingen die meisten dabei so platt und ungeschickt vor, dass man sich schon fragen musste, ob nicht noch ganz andere Absichten dahinter steckten. Da wurden die heftigsten Gewaltexzesse auf eine Weise dargestellt, dass man einen ganzen Film, der aus nichts anderem bestand, mit nur wenig Übung hintereinanderweg gucken konnte, als würde man eine Flasche Bier exen. Es vernichtete einen keineswegs, es machte einfach nur breit. Ich hatte einen üblen Verdacht: Am Ende sollten das gar keine visuellen Massenvernichtungswaffen sein, sondern ganz im Gegenteil, das Zeug sollte die Massen gegen eben eine solche Waffe, wie ich sie entwickeln wollte, immunisieren. Hätte Georg damals nur ein paar von den richtigen Filmen geguckt, vielleicht hätte ihm das schlagende Rinderherz nichts anhaben können. Dennoch: Dieser Biologiefilm war auf seine Art wirklich nicht ohne und eine effektivere Waffe, als fast alles, was ich mir im Laufe meiner intensiven Recherchen auf diesem Gebiet sonst noch so ansah. Ich würde ihn genauestens analysieren müssen, um hinter das Geheimnis seiner Wirkung zu kommen.

Das tat ich. Sehr schnell fand ich heraus, dass das Rinderherz nicht ohne den Bauarbeiter und beide zusammen nicht ohne die Kommentatorenstimme denkbar waren und dass auch der schnelle Schnitt von Bauarbeiterbrust auf blutbesudelten pochenden Muskel, einen unverzichtbaren Bestandteil des wirkmächtigen Ganzen bildete. Nachdem ich die Struktur des Films bis ins kleinste Detail untersucht hatte, versuchte ich sie mit den mir gegebenen Mitteln zu imitieren. Ich arbeitete jedoch ausschließlich mit Sprache, weil es sich dabei um einen billigen und nahezu unbeschränkt verfügbaren Bildträger handelt. Als ich glaubte, das Imitieren sicher zu beherrschen, ging ich dazu über eigene Texte zu verfassen, die noch grausamer werden sollten, als der Film aus dem Biounterricht. Diese Texte testete ich, indem ich sie heimlich den Farbmäusen meiner kleinen Schwester vorlas. Ich versprach mir nicht allzu viel davon, denn ich vermutete, dass ein Tier wie eine Maus nicht die geistigen und seelischen Voraussetzungen mitbrachte, um sich von meinen kleinen Schreibübungen aus der Bahn werfen zu lassen. Tatsächlich starben die Mäuse bis auf eine einzige innerhalb weniger Wochen. Das kann natürlich auch andere Ursachen gehabt haben. In meiner nächsten Bioklausur testete ich meine neuerarbeitete Sprachgewalt an Frau Dinckstorrff. Das Ergebnis war eine glatte Fünf, aber Frau Dinckstorrffs Zustand blieb völlig unverändert. Ich versuchte es noch bei zwei weiteren Klausuren, mit dem gleichen unbefriedigenden Ergebnis. Danach beendete ich die Versuchsreihe und bemühte mich, in Bio wieder auf eine Vier zu kommen. Ich verlor das Interesse an der Sache. Ich hatte wichtigere Sorgen

Vor einigen Wochen habe ich auf der Suche nach Kinderfotos von mir in der Wohnung meiner Eltern hinter der Rückwand eines Bücherregals einen alten Biologiehefter gefunden. Er enthielt eine der besagten Klausuren. Natürlich habe ich einen Blick darauf geworfen. Der Text erschien mir unglaublich fremd, als wäre er gar nicht von mir. Es war wirklich alles andere als ein schöner Text. In der Nacht darauf hatte ich schlimme Magenkrämpfen. Fünf mal musste ich mich übergeben, zwei mal schaffte ich es nicht die paar Meter bis ins Bad.

Die nächsten drei Tage wurde es schlimmer. Ich bekam zusätzlich hohes Fieber, Durchfall und Kopfschmerzen. Außerdem hustete ich in einem fort und aus meiner Nase lief ein beständiger Strom grünlichen Schleims. Der Notarzt zuckte nur hilflos mit den Achseln, meinte dann aber tröstend, dass man nach meinem Ableben ganz gewiss eine gerichtsmedizinische Obduktion durchführen werde, „und dann kriejn wa schon raus, wat dit war.“

Am Tag darauf war ich wieder gesund. Ich nahm mir sofort vor, das Erlebte oder besser: das Überlebte niederzuschreiben, aber es ging nicht. Wenn ich nur mit der Spitze eines Fingers die Tastatur berührte, überfiel meinen ganzen Körper ein unkontrollierbares Zittern. Nahm ich einen Stift in die Hand, war es sogar noch schlimmer, dann fiel ich auf der Stelle zu Boden und lag in epileptischen Zuckungen, bei denen mir so viel Spucke aus den Mundwinkeln lief, dass ich mir noch in meinem erbärmlichen Zustand die absurde Frage stellte, wo die ganze Flüssigkeit eigentlich auf einmal herkam.

Seit einer Woche kann ich wieder schreiben. Aber ich bin verunsichert. Was einmal geschrieben ist, das weiß ich jetzt, kann einen noch Jahre später wieder einholen, und dann kann es sich gegen den eigenen Verfasser richten. Damals hatte ich schlimme Absichten mit dem, was ich schrieb, für die ich mich heute zutiefst schäme. Wenn ich heute einen Text verfasse, dann tue ich das nicht mehr mit der Absicht, eine Massenvernichtungswaffe zu entwickeln, sondern weil ich hoffe, der Menschheit einen Dienst zu erweisen, indem ich etwas von meinem Wissen und meinen Erfahrungen an alle weitergebe. Doch es bleibt eine Unsicherheit. Ich kann nur hoffen, dass ich in Zukunft immer die richtigen Worte schreiben werde. Gott steh mir bei!

Die alte Bioklausur habe ich verbrannt. Leider weiß ich nicht, wo die beiden anderen abgeblieben sind. Ich weiß auch nicht, was aus den bestimmt weit über 100 Versuchstexten geworden ist, die ich vor den Klausuren geschrieben habe. Ich kann nur hoffen, dass sie längst verbrannt oder zu Toilettenpapier recyclet wurden.

Lobhudeleien

Die Dekade. Axel Gundolf nennt sie in der feinen Titanic-Rubrik „Vom Fachmann für Kenner“ das „Millenium des kleinen Mannes“. Und bei allem, was dem kleinen Mann irgend etwas sein könnte, sind die Journalisten nicht weit. Die Filmkritikerzunft veröffentlicht deshalb seit dem 1. Januar dieses Jahres Listen mit den 10 besten Filmen der letzten 10 Jahre, falsch: der letzten Dekade. Ich habe bei meiner geschätzten Filmstartsredaktion selbstverständlich auch meine zehn Dekadenlieblinge eingereicht, und man kann die Liste dort jetzt zwischen vielen anderen nachlesen. Kann man aber auch hier machen. „Muss das sein?“, werdet ihr euch fragen. Ja, es muss sein. Aus folgenden Gründen: 1. Mir fällt immer noch nichts besseres ein, was ich posten könnte. 2. Ich muss unbedingt den Texttyp ‚bedingungslose Lobhudelei’ üben, der gelingt mir nämlich meistens nie. 3. Verdammt noch mal, das sind großartige Filme! Die müsst ihr alle alle gesehen haben. Punkt.

Ich schreibe erst mal ein paar Filme hin, die nicht auf der Liste sind, obwohl sie eigentlich genauso gut drauf sein könnten. Denn 10 Filme aus 10 Jahren, das heißt, man schreibt einfach die auf, die einem als erstes einfallen und hofft, dass das dann so hinkommt, und die, die einem später einfallen, haben eben Pech gehabt. (Die Filme können es verschmerzen, aber mir tut es in der Seele weh, sie ausgelassen zu haben.) Zum Beispiel der vielleicht beste Mafiafilm ever „Gomorrha“ oder mein Lieblings-Scorsese der Dekade, kein Mafiafilm, sondern das Biopic „Aviator“, das all die anderen nicht gerade wenigen Biopics der letzten zehn Jahre um Längen schlägt, einschließlich des ja auch nicht schlechten „Walk the Line“. Deutsche Filme gab es ebenfalls eine ganze Menge hervorragende, die nicht auf meiner Liste stehen, insbesondere „Gegen die Wand“, „Sommer vorm Balkon“, „Requiem“, „Die innere Sicherheit“ (vielleicht auch „Jerichow“), „Der Krieger und die Kaiserin“ (Tykwers bester Film und definitiv Franka Potentes beste Rolle). Auch „Madonnen“ (wie „Requiem“ mit Sandra Hüller, was allein einen Film normalerweise schon sehenswert macht) und „Lenz“ (mit Milan Peschel) würde ich gern noch mal sehen. Das waren vielleicht die wichtigsten deutschen, die nicht auf der Liste stehen. Aus Südkorea natürlich „Old Boy“, auch der fehlt. Die beiden großartigen Japaner Takashi Miike und Takeshi Kitano. Miike hat seinen besten Film „Audition“ 1999 gedreht. Auch Kitanos bester „Kikujiros Sommer“ stammt aus diesem Jahr. „Brother“ oder „Zatoichi“ von Kitano und „Big Bang Love juvenile, A“ von Miike (der in Deutschland, glaube ich, keinen Verleih hatte) wären aber auch Kandidaten gewesen. Apropos Japan: „Lost in Translation“ fehlt ebenfalls. Dann noch Cronenbergs „A History of Violence“, die beste Comic-Verfilmung des Jahrzehnts. Nichts gegen nettes Popcornkino („Spiderman“), und erst recht nichts gegen „Sin City“ und „Watchmen“, das waren gute Filme. Aber „A History of Violence“ hat die erheblich längere Halbwertszeit, die, die Christopher Nolans gehypete Batman-Filme gerne gehabt hätten, so krampfig schwer und düster, wie sie daherkamen. (Die gültigen Batman-Filme sind selbstverständlich die beiden von Tim Burton.) Wo ich gerade Tim Burton erwähne: Sein radikal lichtloses Anti-Musical „Sweeney Todd“ hat meine Top-Ten-Liste ebenfalls knapp verfehlt. Ich müsste noch lange so weiter machen. Ich beende es und starte mit

Platz 10: Nicht so ein Tränendrüsendrücker wie „21 Gramm“ und nicht so überladen wie (der trotzdem großartige) „Babel“, dafür noch intensiver: Hundeleben in Mexiko-Stadt. Erste große Rolle von Gael García Bernal. Größte Szene: Die Töle Richie unter den Dielen des Luxusappartments.

Platz 9: Eine Fantasiewelt baut sich auf, die in sich schlüssig ist, genau im richtigen Tempo werde ich mitgenommen; nach dem ersten Teil wollte ich sofort den zweiten sehen, nach dem zweiten den dritten, und als der dritte draußen war, habe ich sie alle hintereinander gesehen und nie habe ich mich gelangweilt oder kam mir dreist manipuliert vor. Dass ein paar Menschenkönige und Elfenköniginnen genauso steif einherschreiten, wie Tolkien es beschrieben hat, stört nicht, wenn ich zum Ausgleich Ian McKellen als Gandalf erleben kann und Gollum, den eigentlichen Helden der Geschichte. Natürlich sind alle drei Teile als ein Film zu verstehen, auch wenn die Bürokraten in der Filmstartsredaktion das für ihre Listenauswertung nicht akzeptiert haben.

Platz 8: Ein Film aus diesem Jahr. Wenn der Eindruck so frisch ist, verschätzt man sich gern. Aber nach dieser Aneinanderreihung grandios geschriebener und irrsinnig umgesetzter Szenen, den fantastischen Schauspielern und dem wahrhaft furiosen Finale, konnte ich dem eindeutig eitelsten Schlusssatz der Dekade nur noch zustimmen: „I think this just might be my masterpiece“

Platz 7: Ein Film, der nach mehrmaligem Sehen immer großartiger wurde. Die Verbindung aus Kriegsdoku, Antikriegsfilm, autobiographischer Traumabewältigung und surrealem Zeichentrick greift so genau und überzeugend ineinander, ist so wahrhaftig und aussagekräftig, trifft mit solcher Wucht, dass… mir die Worte fehlen.

Platz 6: Eine Fantasiewelt besser noch als eine von Tim Burton und besser auch als in del Toros „Laberinto del Fauno“, weil viel, viel radikaler und wahrhaftiger: Jeliza Rose (großartig: Jodelle Ferland), ein Kind ohne Eltern in einer unwirklichen Abgeschiedenheit zusammen mit ihren sprechenden Puppen und zwei irren Außenseitern. Der Film ist die ganze Zeit nur bei ihr. Eine fantastische Romanverfilmung in berückend schönen Bildern. Auch eine der berührendsten Schlussszenen. Kein Verleih in Deutschland.

Platz 5: Erklärt sich von selbst. Einer der wenigen Oscargewinner, der auch gleichzeitig ein hervorragender Film ist. Einer der besten Filme der Coen Brüder und somit automatisch einer der besten Filme aller Zeiten. Ich konnte es nicht fassen, aber ich war der einzige Filmstartsautor, der diesen Film auf der Liste hatte. Es war wohl zu naheliegend.

Platz 4: Bill Murray, Cate Blanchett, Owen Wilson, Willem Dafoe, Jeff Goldblum, Anjelica Huston alle in allerbester Spiellaune in einer Komödie, die zugleich eine liebevolle Hommage an Cousteau ist; fantastisch skurril und schön in jedem Detail, brüllend komisch, aber auf eine verschroben kluge Art und – was das beste ist – dabei wirklich an ihren Figuren interessiert, ganz anders, als es gerade in amerikanischen Komödien die traurige Regel ist, wo immer noch gilt: Je dümmer das Klischee, desto komischer der Witz (neuestes Beispiel für diese Regel: „Hangover“ der unsägliche Komödienhype des letzten Jahres). Mein liebster von Wes Anderson.

Platz 3: Der zweite aus diesem Jahr, den ich mich traue, auf die Liste zu nehmen. Eigentlich mochte ich Hanecke ja nie sonderlich. Aber dieser Film ist atmosphärisch so dicht, so genau in der Darstellung einer kaputten Gesellschaft und dabei eben nicht plakativ. Die Details machen es. Es ist großes kluges Kino, das sich erst einige Zeit nach dem Ende des Films im Kopf ganz entfaltet.

Platz 2: In härtesten Schwarz-Weiß-Kontrasten, in ganz langsamem Tempo, in fantastischen Kamerafahrten, unterlegt von hypnotischer Musik zog mich dieser Film in einen apokalyptischen Alptraum, dessen Bilder einfach nicht mehr aus meinem Kopf gehen. Es ist zugleich die unspektakulärste und die spektakulärste Apokalypse, die man je im Kino gesehen hat. Belá Tarrs einzigartiger Stil ist hier eins mit der erzählten Geschichte, was man von seiner aktuellen Simenon-Verfilmung „The Man From London“ leider nicht sagen kann, auch wenn auch diese immer noch ein spannender Film ist. Während „The Man from London“ einen deutschen Verleih hat, wollte die „Werckmeisterschen Harmonien“ leider keiner haben.

Platz 1: Ich mag mich nicht einmal festlegen, ob es David Lynchs bester Film ist, weil „Blue Velvet“ auch großartig ist und fast jeder andere Lynch-Film (mit Ausnahme seines letzten) gut genug für diese Liste wäre. Aber allein die zwei Gesichter der Naomi Watts, die in keiner Rolle mehr so großartig war wie in dieser, mit der sie ihren Durchbruch hatte, machen den Film unvergessbar. Und in diesem Drama, Trip und Rätsel, diesem späten Klassiker der Postmoderne (eine dreifach in sich widersprüchliche Benennung, die dennoch zutrifft) steckt ja noch so viel mehr. Der Film, den ich von allen am öftesten gesehen habe. „No hay banda…“